Das Aus für den Verbrennungsmotor?

Veröffentlicht 28 July 2022

Wird es bald keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr geben? Um das Klima nicht weiter zu belasten, müssen wir unsere CO2-Emissionen reduzieren – dazu zählen auch jene, die im Straßenverkehr erzeugt werden. Die EU hat einen Plan entwickelt, wie diese Situation gemeistert werden kann. Wir werfen einen genaueren Blick darauf, wie die Klimaschutzpläne uns auf die größte Umstellung seit dem Wechsel vom Pferd zum Auto hinsteuern lassen.

Wissenschaftlich gesehen muss bis 2030 eine Halbierung der Emissionen erreicht werden, um den globalen Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert noch auf 2 °C zu begrenzen – und somit die schlimmsten Klimafolgen zu vermeiden. Die Europäische Union setzt sich in ihrer Klimapolitik ehrgeizige Ziele und lässt nun Worten auch Taten folgen. Rund 20 % der CO2-Emissionen in der EU stammen aus dem Straßenverkehr. Daher soll bis zum Jahr 2035 ein wirksames Verkaufsverbot für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge Bestandteil einer umfassenden Klimainitiative sein, um die 27 Länder bei der Verwirklichung ihres Ziels zu unterstützen, bis 2050 völlig emissionsfrei zu sein.

„Fit for 55": Unser Klima-Moment der Wahrheit

Durch das Maßnahmenpaket soll Europa bis 2050 klimaneutral und der Ausstoß der Treibhausgase in der Europäischen Union bis 2030 um 55 % gegenüber dem Niveau von 1990 reduziert werden. Natürlich müssen auch die Treibhausgas-Emissionen im Straßenverkehr sinken. Ab 2035 heißt es deswegen: Zugelassene Neuwagen müssen emissionsfrei sein, das ist Teil des "Fit for 55"-Plan. Danach dürfen keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden und die sogenannten Flottengrenzwerte für Autos sollen auf null sinken. Für einige Länder gibt es bereits einen früheren Auslauftermin: Norwegen will ab 2025 keine Fahrzeuge mit klassischen Benzin- oder Dieselmotoren mehr verkaufen. Großbritannien, Schweden, Dänemark, die Niederlande und Belgien strebten zuletzt das Jahr 2030 an. Wie wirkt sich das auf die Autofahrer:innen aus? Die am häufigsten gestellten Fragen:

  • Darf ich mein Auto mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 weiterfahren? Ja. Lediglich der Verkauf von Neuwagen ist dann verboten. Die CO2-Vorschriften gelten nur für Neuwagen, für zugelassene Fahrzeuge gilt Bestandsschutz.
  • Was passiert mit meinem alten Verbrennungsmotor? Er ist von dem Gesetz nicht betroffen. Verbrennerautos dürfen auch nach 2035 weitergefahren und Gebrauchtfahrzeuge weiterverkauft werden.
  • Steht als nächster Schritt ein Fahrverbot für Verbrennungsmotoren an? Nein, das ist nicht zu erwarten. Realistisch ist eher, dass ein Verkaufsverbot automatisch dazu führt, dass Verbrennungsmotoren immer seltener werden.
  • Was ist die „Ferrari-Ergänzung"? Nicht alle Hersteller werden gleichzeitig vom Verbrennungsmotor-Verbot betroffen sein. In Luxemburg stimmten die Umweltminister:innen einer fünfjährigen Verlängerung für „Nischenhersteller" zu, deren Produktion zwischen 1.000 und 10.000 Fahrzeugen pro Jahr liegt. Lamborghini zum Beispiel muss sich nicht an die 100%ige Emissionsminderung bis 2035 halten und kann demnach bis 2036 seine Modelle auf dem Markt anbieten. Ebenso könnte dies für Notfall- und Hilfsfahrzeuge wie Krankenwagen der Fall sein. Trotz einer möglichen Schonfrist haben einige Luxushersteller wie Maserati und Rolls-Royce bereits angekündigt, viel früher auf Elektrofahrzeuge umsteigen zu wollen und streben bis 2030 eine 100%ig elektrische Fahrzeugpalette an.

Grünes Licht für den Einsatz alternativer Technologien

Die EU-27 haben sich darauf geeinigt, den Einsatz alternativer Technologien wie synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, in Erwägung zu ziehen. Diese werden mithilfe von Strom aus Wasser und Kohlendioxid (CO2) hergestellt. Allerdings gilt das nur, falls damit die vollständige Beseitigung der Treibhausgasemissionen erreicht werden kann. Deutschland und Japan sind weitgehend für diese Anerkennung verantwortlich. Japan hat sich öffentlich für Wasserstoff- und Hybridfahrzeuge eingesetzt, während Deutschland nach Milliardeninvestitionen von BMW und Porsche auf synthetische Kraftstoffe setzt. Zu den Herstellern und Befürwortern von E-Fuels gehören Ölkonzerne wie Exxon Mobile, OMV und Shell sowie Vertreter der Automobilindustrie wie VW, Porsche, Bosch und Mazda. Die Vor- und Nachteile:

  • Vorteile: E-Fuels können „grün" hergestellt werden, sofern Strom aus erneuerbaren Energiequellen verwendet wird, was sie von herkömmlichen Kraftstoffen unterscheidet. Sie bieten die Möglichkeit, herkömmliche Verbrennungsmotoren auch weiterhin zu nutzen. In einigen Bereichen wie z. B. in der Luftfahrt, wo es bislang keine Alternative zum Verbrennungsmotor gibt, sind E-Fuels somit unverzichtbar.
  • Nachteile: Synthetische Kraftstoffe, die unter hohem Energieaufwand ihre Kohlenwasserstoffe aus der Luft gewinnen, sind zwar in der Bilanz klimaneutral. Doch bei der Verbrennung werden wieder Treibhausgase freigesetzt. Hinzu kommt, dass E-Fuels noch sehr teuer sind.

Elektroauto vs. Verbrennungsmotor

Rund 5,6 Millionen Plug-in-Elektro-Pkw und leichte Nutzfahrzeuge waren Ende 2021 in Europa im Umlauf, davon 2,9 Millionen vollelektrische Pkw, 2,5 Millionen Plug-in-Hybridfahrzeuge und rund 220.000 vollelektrische leichte Nutzfahrzeuge. Was unterscheidet reine Elektrofahrzeuge von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor?

Elektrofahrzeuge (EVs) Fahrzeug mit Verbrennungsmotor (ICE)
Preis Hoch
Immer noch relativ teuer.
Niedrig
Kostengünstiger.
Wartungs­kosten Niedrig
Weniger mechanische/bewegliche Teile. Der Wartungsaufwand ist daher eher gering.
Hoch
Ausgestattet mit komplexen mechanischen Teilen wie Motor, Getriebe, Bremsen usw. Wartung/Reparatur treibt die Unterhaltskosten in die Höhe.
Kohlenstoff­emissionen Niedrig
Null. Sie erzeugen keine Auspuffemissionen.
Hoch
Trägt erheblich zur Luftverschmutzung bei und verbraucht den Kraftstoff ineffizient. Nur 16–25 % der Energie aus dem Kraftstoff werden tatsächlich in Energie umgewandelt, um das Fahrzeug zu bewegen.

E-Mobilität: Von A nach B emissionslos unterwegs

Fiat 500, Mercedes-Benz EQS, Volvo XC40 P8 Recharge: E-Mobility ist auf dem Vormarsch. Climate Tech ist jetzt entscheidend, um die Netto-Null-Herausforderung zu meistern.

  • Elektrifizierung des ÖPNV: Bezahlbare Elektrofahrzeuge, optimal konzipierte elektrische Mitfahrgelegenheiten sowie elektrisch betriebene Busse sollen angeboten werden.
  • Ladeinfrastrukturen: Seit dem 1. Mai 2022 gibt es laut Bundesnetzagentur ca. 60.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos deutschlandweit. Laut dem Verband der Automobilindustrie werden bis 2030 rund eine Million Ladepunkte im öffentlichen Bereich benötigt. Cloud-basierte Software soll die Ermittlung des Standorts von Ladestationen für Elektrofahrzeuge (EVs) ermöglichen und zeigt auf, wo entscheidende Zugangslücken geschlossen werden müssen.
  • Nachhaltige Energiespeicherung: Im Wettbewerb mit herkömmlichen Kraftwerken werden erneuerbare Energiequellen wie Sonnen- und Windenergie gespeichert.

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Die 2020er als bedeutendes Jahrzehnt für Klimaschutzmaßnahmen

Die Entwicklung zu einer nachhaltigeren Zukunft steht und fällt mit uns. Noch ist Zeit, den Kurs hin zu einer unumkehrbaren globalen Erderwärmung zu ändern – vorausgesetzt, man setzt auf Climate-Tech-Lösungen und Zusammenarbeit. Auch auf dem Arbeitsmarkt sollen Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeitende sowie Stellen im Bereich nachhaltige Jobs gefördert werden. Fundierte Kenntnisse über klassische Verbrennungsmotoren werden auch zukünftig gefragt sein. Wer jetzt schon spannende Jobchancen sucht, wird hier fündig.

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